
OJT – On The Job Training
Vor dem ersten Tag
Zum ersten Mal in Bremen war ich zur Wohnungsbesichtigung zwei Monate vor meinem Umzug. Eine spontane Aktion, für die mein Kursleiter an der Akademie mich eines Freitagabends eine Stunde früher entließ, ein Lotse aus Berlin mich mit zum Bahnhof nahm und ich in den letzten Zug nach Bremen stieg. 24 Stunden Bremen, Tower und Wohnung besichtigt und zurück nach Hause. Ein kleines Mini-Abenteuer und ein Vorgeschmack auf den Neustart in Bremen. Zwei Monate später dann der Umzug nach Bremen und eine Woche Zeit bis zum Start, die ich genutzt habe, um meine Wohnung einzurichten.
Die ersten zwei Wochen
Mit dem Abschluss der Ausbildung an der Akademie hat man die Berechtigung erworben unter Aufsicht an einem DFS Platz zu arbeiten. Neben den Regeln, die für alle gelten, hat jeder Platz seine Besonderheiten. Diese lernt man innerhalb der ersten zwei Wochen kennen. In meinem Fall bedeutete dies die verschiedenen Beteiligten am Flughafen wie bspw. die Feuerwehr, die Vorfeldkontrolle oder die Techniker kennenzulernen, sowie die Theorie zu lernen.
Zum Abschluss der zwei Wochen musste ich einen Test über die lokalen Absprachen schreiben und war mit Bestehen des Tests offiziell zugelassen unter Aufsicht am Tower Bremen zu arbeiten.
Der erste Tag OJT
OJT bedeutet on the job training also praktisch learning by doing. Jede*r Trainee arbeitet wie ein fertig ausgebildeter Lotse, jedoch sitzt immer ein fertig ausgebildeter Lotse mit Coach Zulassung dahinter und passt auf. Im schlimmsten Fall kann der Coach auch jederzeit eingreifen.
Mein erster Dienst war ein Frühdienst, mit Beginn um 05.30 Uhr. Um 04.00 Uhr klingelte der Wecker und ich war vollkommen ausgeschlafen bereit für meinen ersten Tag. Bei den ersten offiziellen Funksprüchen war ich wirklich aufgeregt, auch wenn es genau das Gleiche war, was wir zuvor ein Jahr lang an der Akademie im Simulator geübt hatten. Im ersten Moment vielleicht eine komische Vorstellung, dass einem immer auf die Finger geschaut wird, in diesem Moment war ich heilfroh, dass ich nicht allein dort saß.
Die nächsten Monate
Inzwischen habe ich mich auf der Arbeit und in Bremen ganz gut eingelebt und wurde in die Mid-Phase der Ausbildung geschrieben. Das OJT ist in drei Teile (Start-, Mid- und Final-Phase) unterteilt, in denen jeweils unterschiedliche Ansprüche an die Leistung der Trainees gestellt werden. Während man zu Beginn noch viel in enger Rücksprache mit dem Coach arbeitet, wird man mit der Zeit selbständiger und arbeitet zunehmend komplexere Situationen alleine ab. Die Coaches hier sind alle sehr nett und unterstützen uns Trainees. Man erhält regelmäßig Feedback über die eigene Leistung und die Angst, dass es komisch sein könnte, immer beobachtet zu werden, kann ich an dieser Stelle auch nehmen. Wir arbeiten hier als Team zusammen und der Umgang ist freundschaftlich. Natürlich besteht eine Hierarchie und man sollte sich dieser als Trainee bewusst sein.
Im Vergleich zur Akademie kann ich sagen, dass der Druck etwas weniger und die Arbeitsatmosphäre entspannter geworden ist. Gerade der zeitliche Druck ist an der Akademie sehr hoch, da man innerhalb kürzester Zeit viel lernen muss. Im OJT gibt es Maximalstunden in jeder Phase, die man nicht überschreiten darf. Die Grenzwerte sind jedoch deutlich entspannter als in der Akademie und die Ausbildungsphase verläuft individueller. Eine Grundanspannung bleibt bestehen. In Bezug auf das Bewusstsein um die Verantwortung, die der Job mit sich bringt, empfinde ich diese jedoch als angemessen und gerechtfertigt.
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